Norseman 2015: Kalt, hart, schnell und schön!

09.08.2015

Mein Norseman Erlebnis 2015 war sicherlich eines meiner härtesten aber auch schönsten Rennen. Ich beobachte das Rennen schon seit vielen Jahren und dieses Jahr sollte es endlich soweit sein. Bereits vor meiner Anreise wurde vom Veranstalter des Rennens bekannt gegeben, dass das Wasser im Fjord so kalt wie nie zuvor in der Geschichte des Rennens sein wird.

Am Freitag vor dem Rennen war dann klar, dass die Schwimmstrecke von 3,8 km auf 1,9 km verkürzt wird. Die Wassertemperatur im Fjord betrug stattliche 10,5°C. Am Samstag dem 1. August erfolgte für mich und mein Norseman Supportteam der Start. Wir waren bereits um 2:30 Uhr aufgestanden um die Wechselzone einzurichten und die Fähre zu erreichen, die um 4:00 Uhr im Fjord ablegte und die Athleten zum Schwimmstart fuhr. An Bord herrschte eine gute, aber auch konzentrierte Stimmung. Jeder der 249 Starter wusste wohl, was auf ihn zukommt. Ich begab mich gegen 4:55 Uhr ins Wasser, um noch ein paar Meter schwimmen zu können und nicht komplett schockgefrostet zu werden.
An den Tagen zuvor war ich schon zweimal im Wasser um mich zu akklimatisieren, nach meinem Sprung von der Fähre war es aber trotzdem erst mal wieder saukalt! Das Gesicht brennt und das kalte in den Neoprenanzug eindringende Wasser sorgt schon für eine prächtige morgendliche Erfrischung. Um 5:00 Uhr ertönte das Horn der Fähre. Das Rennen ging los! Mit meinem Neo und Eisweste drunter paddelte ich die 1,9 km durch. Es ging ganz gut, wobei mir die Strecke und auch meine Zeit ziemlich lang vorkamen. Nach gut 30 Minuten war ich dann in der Wechselzone. Bei ein paar Grad Plus ging es dann aus dem Neo in die Radklamotten. Ich entschied mich ein Radtrikot und eine Weste über den Einteiler, sowie Ärmlinge und Knielinge anzuziehen. Radüberschuhe natürlich auch noch. So, noch die vorgeschriebene Warnweste drauf und los geht`s! Gefahren wurde mit meinem Airstreeem Air TT-Plus. Sicher wieder die richtige Wahl auf der bergigen Strecke, die aber doch einige schnelle Abschnitte hatte, auf denen mächtig zu drücken war. Die ersten Kilometer ging es flach und dann aber steil bis auf 1200HM über Meer. Auf der Hardangervidda, der Hochebene durch die das Rennen führt, herrschten an diesem Morgen Temperaturen zwischen 1°C und 3°C. Es war frostig und überhaupt nicht mein Wetter, aber der Wind stand günstig und es war trocken, also treten um warm zu werden! So pushte ich mich voran und konnte auf der Radstrecke mit 5 Anstiegen und ca. 3600 Höhenmetern ein paar Plätze gut machen. In Summe war es mir zu kalt, der Rücken schmerzte irgendwann, aber ich kam deutlich schneller durch als ich mir vorgestellt hatte. Es lief, meine Supporter pushten mich, versorgten mich prächtig und so landete ich nach 5:48 h auf dem Rad in der zweiten Wechselzone. Ich lief als 13. los. Die Top 10 schienen in Reichweite und waren nun mein Ziel. Ich konnte gut durchlaufen. Die ersten 25 km sind flach. Man befindet sich auf ca. 200 Metern über dem Meer. Ich konnte kontrolliert einen Schnitt um die 4:15 bis 4:30 min/km laufen. Ich wollte nicht überziehen, da der härteste Teil der Laufstrecke erst noch folgte. Bei km 25 ging es dann los. 12,5 km Anstieg auf der Passstraße die ich noch komplett laufend schaffte, dann der Übergang auf die Geröllstrecke zum gut 1800 m hohen Gipfel, dem Gaustatoppen. Ab hier begleitete mich Marius Gelbing und pushte mich nochmals mächtig voran, obwohl die Kräfte langsam ausgingen, war das Tempo noch recht hoch. Nach 10 Stunden und 42 Minuten erreichte ich als Neunter das Ziel.
Es war überwältigend, hart und schön zugleich. Die Streckenführung ist ein absoluter Traum. Tolle Aussichten, steile Anstiege und Emotionen sind garantiert! Im Ziel war ich einfach nur Glücklich und stolz es geschafft zu haben! Der Norseman ist ein wirkliches Erlebnis und ein Abenteuer, für alle die keine Lust mehr haben ihrer Bestzeit auf irgendeinem schnellen Kurs hinterher zu jagen. Dieses Rennen zu finishen ist eine echte Herausforderung und eine unvergessliche Belohnung für die Schmerzen auf der Strecke, die garantiert sind…
Ich hatte nicht mit solch starker Konkurrenz gerechnet, aber der Norseman ist ein sehr gut besetztes Rennen mit vielen Spezialisten aus Norwegen, bei denen dieses Rennen den höchsten Stellenwert hat. Ganz ohne Preisgeld wir hier um Ruhm und Ehre gekämpft, als ob es kein Morgen gibt… der Hammer und wirklich Klasse, was hier an der Spitze abgeliefert wurde.

Herzlichen Dank an das Team von DOWE für meine Klamotten, die sehr gut passten sehr gut funktionierten und mich warm hielten, an Stefan Probst von Airstreeem für mein ausgezeichnetes Rad, dass Dank der Wartung von Freesmile.de auch wieder super lief.
Ganz besonders möchte ich mich aber bei Tobias Sekler, Marius Gelbing und Matthias Wagner bedanken, die mich auf dieser Reise begleiteten, für viel Spaß und die nötige Lockerheit sorgten und mich am Renntag perfekt unterstütz haben! DANKE Jungs es war einfach nur GUT!
Das war mein Norseman 2015, ob es für mich nochmals einen gibt steht in den Sternen…

Ride on folks

Andy Wolpert