Freitag, 26.06.2015 - SCHWÄBISCHE POST

Andreas Wolpert wird Zweiter

Triathlon, Swissman Xtreme: Andreas Wolpert trotzt widrigen Wetterbedingungen

Schnee auf den Bergen, Graupelschauer im Gesicht, eine Abfahrt an der absoluten Risikogrenze: Der Ellwanger Triathlet Andreas Wolpert (Team Dowe) kämpfte beim „Swissman“ in der Schweiz gegen widrige Wetterbedingungen. Und kam als Zweiter ins Ziel.

Von Benjamin Leidenberger


„Ich habe mehrmals überlegt, ob ich aufgeben soll“, berichtet Andreas Wolpert vom extremsten Extremrennen, dass der Ellwanger Triathlet bisher absolviert hat. Und das will etwas heißen, bei einem, der im Vorjahr beim Ultratriathlon „Swissman“ in den Schweizer Alpen nach 3,8 Kilometern Schwimmen, 180 Kilometern Radfahren und abschließendem Marathon als Erster ins Ziel kam - und das mit mit Bänderzerrung im Sprunggelenk auf den letzten 40 Kilometern der Laufstrecke. Doch was der Vorjahressieger 2015 auf den 220 Kilometern von den Brissago-Inseln im Lago Maggiore über 5500 Höhenmeter bis hinauf ins Ziel unter der Kleinen Scheidegg zu überwinden hatte, toppte alles bisherige: Am Start in den Morgenstunden herrschten noch gute Bedingungen, auf dem Fahrrad arbeitete sich Wolpert an die Spitze des Feldes. Schon beim ersten Anstieg zum Gotthard-Pass auf der Tremola setzte der Regen ein und es wurde kühler. Wolpert stoppte und bekam von Simon Haug, der ihn als Service-Partner begleitete, wärmere Kleidung.

Bild: Andreas Wolpert holte bei schwierigen Wetterbedingungen den zweiten Platz.
(Foto: Swissman Xtreme Triathlon)

Der Schweizer Rafael Wyss übernahm die Führung. Mit ihm wechselte sich Wolpert in der Folge ab, weil beide immer wieder ihre Kleidung anpassen mussten - bis auf 2 Grad Celsius sank das Termometer über Furka- und Grimselpass. Gemeinsam gingen sie in die letzte Abfahrt. „Wir haben aufeinander aufgepasst“, sagt Wolpert. „Es war die schlimmste meines Lebens.“ Denn mit Winböen und ins Gesicht peitschenden Schneegraupel gestaltete die sich als äußerst gefährlich. „So möchte ich nicht noch einmal abfahren“, sagt Wolpert rückblickend. „Heil ankommen“ war danach seine Devise. Beim abschließenden Marathon habe er gemerkt, dass die Kälte zusätzliche Körner gefressen hatte. Wolpert musste Wyss ziehen lassen. „Die Kälte hat unglaublich viel Energie gekostet.“ Dann noch eine Panne: Simon Haug hatte Wolpert aus dem Auge verloren, wähnte ihn noch auf der Radstrecke, während Wolpert bereits frierend in der Wechselzone zur Laufstrecke wartete. Wertvolle Minuten gingen verloren. Auf den letzten zehn Kilometern, die Rennpartner Haug mit auf der Laufstrecke Wolpert ins Ziel begleitete, holten beide zwar noch einmal vier Minuten auf. Im Ziel unter der Kleinen Scheidegg war der Schweizer Wyss dennoch als Erster, sechs Minuten nach ihm folgte nach 12:43 Stunden Andreas Wolpert auf Rang zwei, drei Minuten später der Norweger Kjetil Hagtvedt Dammen als Dritter. Von 250 Startern hatten bei den extremen Bedingungen nur 205 das Ziel im Wertungsfenster erreicht.
Aller Torturen zum Trotz: Wolpert plant bereits den nächsten Ultralauf. Am 1. August wird er in Norwegen beim legendären „Norseman“ an den Start gehen.